KINDRED SPIRITS

Die Ausstellung „Kindred Spirits“ von Sue Hayward eröffnet einen vielschichtigen Bildkosmos, in dem die Verbundenheit von Mensch, Tier und Natur ebenso Thema ist wie das Auflösen vermeintlicher Grenzen. Der Titel – „Seelenverwandte“ wie auch „Gleichgesinnte“ – verweist auf die Idee einer emotionalen Nähe, die über das Sichtbare hinausreicht. „Für mich geht es vor allem um die emotionalen Verbindungen, die wir zu den anderen Lebewesen auf unserem Planeten entwickeln können“, sagt die Künstlerin. Ihre Werke laden dazu ein, innezuhalten und über unser Verhältnis zur Erde und zu ihrer Fragilität nachzudenken.

Haywards Technik ist ebenso präzise wie poetisch. Durch das Schichten und Überlagern von feinmaschiger Gaze, Wachs und Pigment entstehen transluzide Flächen, die das Licht einfangen, filtern und zurückwerfen. „Gaze, als umfassender Bildgrund, ist sowohl tragende als auch trennende Schicht der auf das Engste verbundenen Ebenen“, beschreibt Birgit Möckel, „als feinmaschige Membran filtert sie einfallendes Licht, verschleiert oder fokussiert den Grund, verbindet sich partiell mit anderen Werkstoffen wie Leinwand oder Holz, wird von opaken Schichten aus Wachs und Pigment bedeckt oder öffnet freie Durchblicke in den Raum.“ In diesem Spiel von Überdeckung und Durchlässigkeit entstehen Bildräume, die den Blick leiten und zugleich entziehen – Räume, die, so Hayward, „größer sind als die Materie selbst“.

Inhaltlich oszillieren die Werke zwischen konkreter Figuration und symbolischer Verdichtung. Vögel, Meerestiere oder Reptielien tauchen immer wieder auf, als Mittler zwischen Zeiten, Kontinenten und Sphären. Sie erinnern nicht nur an die ferne Heimat der Künstlerin, sondern symbolisieren auch die Fähigkeit, Grenzen zu überwinden und „flüchtige Momente zu bewahren“ (Möckel). Figuren erscheinen oft im Übergang: schwebend, träumend, verharrend oder überschreitend. Zwischenräume, Leerstellen und transparente Schichten laden den Betrachter dazu ein, eine universelle Einheit zu erspüren – eine, die sich nicht eindeutig fassen lässt, aber als „nachhallendes Echo auf unsere Welt“ (Möckel) wirksam bleibt.

Mit „Kindred Spirits“ gelingt Sue Hayward ein Werk, das sich zwischen Sinnlichkeit und Reflexion bewegt. Es eröffnet Resonanzräume, in denen das vermeintlich Getrennte als zutiefst verbunden erfahrbar wird, und macht spürbar, dass sich in den Zwischenräumen unseres Daseins mehr verbirgt, als die sichtbare Oberfläche preisgibt.

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