In meiner Arbeit suche und erforsche ich verborgene, mehrdeutige und fragmentierte Teile und Aspekte der Realität – eine Art unbeschreibliche „Essenz“, die sich, wenn ich Glück habe, ab und zu offenbart. Durch verschiedene Methoden der Verfremdung und Abstraktion, bisweilen gefühlte alchemische Mutationen, analoge und digitale „Filterprozesse“, sowie durch Fotografieren, Film, Skizzen und häufiges Schauen mit halbgeschlossenen Augen entdecke ich dieses Unbeschreibliche, das ich suche.
Methoden zur Verfremdung/Abstraktion: Ich drehe Motive um, vertausche Hintergrund und Vordergrund, reduziere Informationen wie Farbe, Form, Tiefe und Detail. Durch Dekonstruktion und Rekonstruktion spiele ich mit Licht und Dunkelheit, transformiere Raum in Masse, oft durch digitale Bearbeitung oder das Zerschneiden. Mitunter drehe den Kontrast auf Extremwerte hoch und studiere Motive im Negativen.
Die Natur spielt eine wichtige und ursprüngliche Rolle, da sie als perfektes Portal zu diesen verborgenen Welten dient. Ich arbeite mit grundlegenden Formen. Ich konzentriere mich auf die positiven und negativen organischen Formen der Pflanzen, deren Blätter, gefundene Objekte wie Steine oder Federn, Bäume, Wiesen, Wälder, Wasserflächen, Wolken, Gebirge und Landschaften – und insbesondere interessieren mich die leeren Räume dazwischen, die ich auch manchmal als positive Formen darstelle, sodass nichts etwas wird. Leere, Raum werden zur Masse. Auch das, was nicht gemalt wird, ist von großer Bedeutung: Präsenz durch Abwesenheit. Schatten wird oft zum dritten Element. Licht + Masse = Wirkung.
Der Titel dieser Ausstellung, „FRAMEWORKS“, bezieht sich auf die von mir gesetzten Parameter oder Rahmenbedingungen, die ich für meine Arbeit setze. Die Frameworks, (man könnte sie auch Regeln, Gerüste oder Skelette nennen) sind wie eine verborgene Struktur, an der ich meine Arbeit an der ich sie ausrichten kann. Die Struktur mag mir dabei als etwas wie ein Kleiderständer oder als ein Wegweiser dienen – ein Kompass, der mich in meiner Praxis leitet, aber auch eine Art Zaumzeug und Zügel, die mir Kontrolle und Halt geben.
Diese Frameworks sind mein Anker und schaffen Intention in meiner Arbeit. So leite ich meine Erkundung in einem fokussierten Raum, rufe das „Wesentliche“ hervor und blende vieles aus.
Komponenten der Kunstmacherei: Die Aufschlüsselung der künstlerischen Praxis bietet mir ein Framework. Ich reduziere Sie auf Ihre reinste Form, zum Beispiel:
Linie + Farbe / Linie + Form / Form + Farbe / Form-Farbe-Linie
Nur zwei Farben / Ein Farbband oben, unten, rechts, links
Hintergrund ist Vordergrund / Die negativen Formen werden positiv / push/pull
Reduktion / Addition / Subtraktion / Maskieren / Ausradieren
Licht / Schatten = Schwarz, Weiß + 50% Grau.
Farbauftragung: solide + Transparenz + Impasto
FRAMEWORKS, der Titel der Ausstellung: Normalerweise gibt mir der Titel einer Ausstellung einen klaren Rahmen, aber als ich nochmal darüber nachgedacht habe, merkte ich, dass in diesem Fall der Titel ironischerweise grenzenlose Möglichkeiten hat und gar kein Framework ist.
NICOLE HEINZEL, November 2024