Ein wiederkehrendes Thema im Schaffen von Anna-Lisa Unkuri ist die Balance zwischen Realität und Unwirklichkeit, sowohl auf atmosphärischer als auch auf gegenständlicher Ebene.
Lose Fäden, die an uns hängen und uns entweder davon abhalten, in ein Fantasiereich einzutauchen, vielleicht in Vergessenheit und Freiheit, oder die uns in der Realität halten, geprägt von Vernunft und dem Wunsch, das Richtige zu tun.
Diese Fäden symbolisieren für Anna-Lisa Unkuri die Zwiespältigkeit unseres Lebens: Geht es um das Erwachsenwerden oder um die Unsicherheit darüber, wie man eigentlich erwachsen wird? Oder vielleicht darum, das Erwachsenwerden überhaupt nicht zu wollen?
Die Protagonisten in ihren Bildern befinden sich oft in einem Zustand völliger Präsenz. Sie sind sich eines möglichen Beobachters nicht bewusst und existieren in einem isolierten, eigenständigen Moment. Diese Werke entstehen aus einer für Anna-Lisa Unkuri typischen Herangehensweise: Sie sucht das Thema durch den Einsatz von Farbe und Komposition.
Unkuri beginnt ihre Arbeit in der Regel abstrakt und intuitiv. Einige der Gemälde sind in ihrem Ausdruck als abstrakte Werke fertig, andere malt sie bereits zu Beginn mit einer Idee oder, was noch häufiger vorkommt, die Idee entsteht während des Prozesses und sie arbeitet dann mit zusätzlichen Schichten weiter. So entwickelt sie ein Narrativ, etwas Gegenständliches.
Der kreative Prozess selbst ist also für Anna-Lisa Unkuri eine treibende Kraft. Sie sucht nach Themen, bleibt dabei offen für Überraschungen und möchte nicht nur abstrakt oder figurativ arbeiten. Für sie ist die Verspieltheit ein wesentlicher Bestandteil ihres Schaffens. Durch den Anfang mit groben, expressiven abstrakten Elementen kann sie nach und nach gegenständliche und erzählerische Komponenten einfügen, um alles zu einer harmonischen Komposition zu verschmelzen.
Viele ihrer figurativen Motive stammen aus persönlichen Erzählungen – aus Fotoalben und Schnappschüssen ihrer Familie. Dabei interpretiert sie Symbole neu, verwandelt Schwarz-Weiß-Bilder in farbige Werke und gibt vergangenen Ereignissen eine neue Bedeutung. Ziel ist es, die menschliche Erfahrung und unser Bewusstsein auszudrücken, indem sie Realität mit einer traumhaften, imaginären Welt vermischt. Die Überlagerung von Farbe schafft dabei einen emotionalen Wandteppich, der Themen wie verborgene Facetten der Identität und die flüchtigen, prägenden Momente der Kindheit widerspiegelt.
Die Natur ist für Anna-Lisa Unkuri eine wichtige Inspirationsquelle. Sie dient ihr sowohl als Zufluchtsort als auch als Konfrontation. Die Natur bietet Raum für Selbstentdeckung, kann aber auch Demut hervorrufen und Unsicherheiten auslösen. In ihrer Kunst erscheint die Natur oft nicht als konkrete Landschaft, sondern als symbolische oder emotionale Umgebung – ein Ort, an dem Sicherheit und Bedrohung nebeneinander existieren.